Pressemitteilung

Letzter Überlebender der Helmuth-Hübener-Gruppe verstorben

Karl-Heinz Schnibbe, der letzte Überlebende der Widerstandsgruppe um den Hamburger Jugendlichen Helmuth Hübener, ist am vergangenen Sonntagabend im Alter von 86 Jahren in den USA verstorben.

Staatssekretär a.D. Frerich Görts, Sprecher der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Deutschland, würdigt Schnibbe: "Die Nachricht vom Tod Karl-Heinz Schnibbes hat die Mitglieder seiner Kirche in Deutschland bewegt. Karl-Heinz Schnibbe war wie die jugendlichen Freunde aus seiner Kirchengemeinde um Helmuth Hübener ein aufrechter Charakter. Es war nicht das kirchliche Umfeld, das ihn zu seinem mutigen Widerstand brachte, sondern seine innere moralische Haltung, die zutiefst von seinem persönlichen Glauben beeinflusst war. Mit Karl-Heinz Schnibbe geht ein Kämpfer für Wahrheit und die Achtung vor dem Mitmenschen verloren."

Schnibbe wurde am 5. Januar 1924 in Hamburg geboren. Wegen Befehlsverweigerung wurde er aus der Hitlerjugend ausgeschlossen und half Helmuth Hübener, der wie er der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angehörte, dessen Flugblätter gegen das nationalsozialistische Regime zu verteilen. Die zuletzt vierköpfige jugendliche Widerstandsgruppe wurde gefasst und vom Volksgerichtshof in Berlin am 11. August 1942 verurteilt. Das einzige Todesurteil traf Helmuth Hübener, den Verfasser der Flugschriften und führenden Kopf der Gruppe. Noch als 17-Jähriger wurde dieser in Berlin-Plötzensee enthauptet und wurde so zum jüngsten zum Tode verurteilten und hingerichteten Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Schnibbe selbst wurde zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, allerdings bereits im April 1945 aus der Haft zur Wehrmacht überstellt und geriet in amerikanische und russische Kriegsgefangenschaft. 1952 wanderte er nach Salt Lake City aus, dem Hauptsitz seiner Glaubensgemeinschaft, und übte dort seinen ursprünglich erlernten Beruf als Maler und Tapezierer aus. Seine Lebenserinnerungen veröffentlichte er 1991 im Buch "Jugendliche gegen Hitler. Die Helmuth-Hübener-Gruppe in Hamburg 1941/42".

Zuletzt hatte Schnibbe im Jahr 2006 Deutschland besucht und am 64. Jahrestag der Hinrichtung seines Freundes Helmuth auf Einladung des Berliner Dialogforums der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in der Gedenkstätte Plötzensee einen Kranz niedergelegt. Während seines Besuchs hatte er auch vor über 200 - zumeist jungen - Gläubigen einen Vortrag gehalten und diese ermutigt, unter allen Umständen für ihre Überzeugung einzutreten.

Schnibbe hinterlässt seine Frau Joan und seine Kinder Tracy und Eric.

Günter Grass nahm die Geschichte der Helmuth-Hübener-Gruppe als Basis für seinen 1969 erschienenen Roman "Örtlich betäubt". Derzeit werden die Ereignisse um die Gruppe verfilmt. Die Rolle Hübeners wird vom aus dem Film "Forrest Gump" bekannten amerikanischen Schauspieler Haley Joel Osment gespielt. In Hamburg sind ein Jugendhaus und ein Weg nach Hübener benannt.

Literaturhinweise:
Karl-Heinz Schnibbe, Jugendliche gegen Hitler. Die Helmuth-Hübener-Gruppe in Hamburg 1941/42, Berg am See 1991.
Ulrich Sander, Jugendwiderstand im Krieg. Die Helmuth-Hübener-Gruppe 1942/1942, Bonn 2002.

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