Hintergrund

Tschechisches Dörfchen setzt Beispiel für humanitäre Organisationen

Neratov ist ein kleines tschechisches Dorf in der Nähe der polnischen Grenze. 65 seiner 150 Einwohner sind behindert. Unter den 130 Beschäftigten der Neratov-Gesellschaft, einer nichtstaatlichen gemeinnützigen Einrichtung, findet man viele von ihnen. Die Einrichtung hat bewiesen, dass auch Behinderte ein sinnerfülltes Leben haben und zum Wohle der Gesellschaft beitragen können. Sie stellt fest, über welche Fertigkeiten jemand verfügt, und gründet dann Kleinunternehmen, in denen diese Fertigkeiten angewandt werden.

Die Liste der angebotenen Dienste ist beeindruckend: Unkraut zupfen, eine Obstplantage verwalten, den Garten pflegen, Holz sägen und spalten, den Rasen mähen, Traktor fahren, einen Schlepplift für Skifahrer betreiben, gewerbsmäßig Wäsche waschen, die Wallfahrtskirche am Ort reinigen, eine Pension führen, für die Cafeteria von Neratov kochen und einen Andenkenladen im nahegelegenen Krankenhaus leiten.

LDS Charities, die Wohlfahrtsorganisation der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, hat die Ziele dieser einzigartigen Einrichtung stets maßgeblich unterstützt. 2015 spendete LDS Charities neue, verstellbare Schreibtische, Schreibtischstühle und Schränke für die Sonderschule für Behinderte in Neratov. Später kamen noch neun Computer mit einer besonderen Software hinzu, die es den zwölf Schülern im Alter von 3 bis 23 Jahren ermöglichte, grundlegende Fertigkeiten wesentlich leichter zu erlernen.

Die Kirche stellte außerdem einen gewerblichen Backautomaten, einen Mixer, Regale und Töpfe für Neratovs "geschützten Workshop" zur Verfügung. Seitdem lernen die Teilnehmer, wie man Gebäck herstellt. Dieses Gebäck wird an die Cafeteria von Neratov geliefert und auch im Krankenhauscafé und anderen Läden verkauft. Die neue Bäckerei verschafft den anderen Unternehmen in Neratov zusätzliche Gelegenheiten, eigenständig zu sein.

Elder James Holt, der eine humanitäre Mission für die Kirche erfüllt, meint: "Es ist wunderbar, wie nach dem kreativen Modell von Neratov Menschen ausgebildet und gefördert werden und dann einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen. Da wird eine nachhaltige Lösung erreicht, die viele wohltätige Organisationen nachahmen könnten. Es ist sehr befriedigend, einen Arbeitsplatz zu haben, und erhöht wirklich das Selbstwertgefühl. Je mehr die Menschen sich weiterentwickeln, desto mehr Kleinunternehmen kann die Neratov-Gesellschaft gründen, die wiederum mehr Menschen Arbeit bieten."

In Neratov gibt es eine einzigartige, 360 Jahre alte Wallfahrtskirche mit einem Glasdach. Diese schöne Kirche, die im Krieg beschädigt wurde, hat sich in letzter Zeit zu einem Anziehungspunkt für über 30.000 Besucher im Jahr entwickelt. Außer der berühmten Kirche wegen kommen die Feriengäste auch zum Wandern oder Skifahren in den umliegenden Bergen. Durch den Tourismus steigt der Bedarf an Dienstleistungsunternehmen in Neratov - und deren Erfolg.

Josef Suchar spielte als Kind in den Trümmern der Wallfahrtskirche, als die Kommunisten an der Macht waren. Damals versprach er Gott: "Wenn es mit den Kommunisten vorbei ist, baue ich diese Kirche wieder auf." Als es dann so weit war, machte er sich ans Werk. Zu dieser Zeit beschloss Suchar, dass die Kirche den Behinderten helfen sollte. In Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche und der gemeinnützigen Neratov-Gesellschaft sowie mit finanzieller Unterstützung vieler anderer wird die Wallfahrtskirche jetzt restauriert und die Hilfe für die Behinderten wird ausgeweitet. Erst vor Kurzem hat Suchar, inzwischen Monsignore Josef Suchar, vom tschechischen Staat für seine humanitäre Arbeit und dafür, dass er das Versprechen gehalten hat, das er als kleiner Junge gegeben hatte, eine Silbermedaille erhalten.

Elder Holt meint: "Die Wallfahrtskirche ist ein Sinnbild für die Mission der Neratov-Gesellschaft, den Bedürftigen zu helfen. Die Kirche ist nicht vollkommen, aber sie ist schön. Auch die Behinderten, denen die Neratov-Gesellschaft hilft, sind nicht vollkommen, aber schön."

Neratov und die kleinen Orte in der Umgebung sind winzig und bieten dennoch Arbeitsplätze für viele Behinderte. Im Moment unterstützt die Neratov-Gesellschaft an die 100 Behinderte, aber im Umkreis von 50 Kilometern besteht Bedarf an gut 500 Beschäftigten! Es gibt noch eine ganze Reihe renovierungsbedürftige Gebäude, aber die Neratov-Gesellschaft braucht noch mehr Unterstützung, um expandieren zu können. Das Wachstum muss vernünftig geplant werden. Wenn die Erfolge bekannt werden, so hofft man, stellen sich auch weitere Förderer ein.

Auch wenn Neratov nur ein Dörfchen voller Kleinunternehmen ist, so arbeiten dort doch Menschen mit großem Potenzial - Menschen, die leicht übersehen werden. Das, was sie geleistet haben, kann man aber keinesfalls übersehen!

Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.