Zusätzliche Quelle

Die musikalische Reise von Ryan Murphy

Der stellvertretende Musikdirektor

Ein Sprichwort besagt, man brauche ein Dorf, um ein Kind zu erziehen. Man braucht auch einen ganzen Ort, um einen Musiker zu erziehen. Die Kleinstadt Newtown in Connecticut, die 2012 in die Schlagzeilen geriet, war eigentlich ein idyllischer Ort für ein Kind und ein fruchtbarer Boden für Menschen mit einem Sinn für Musik. Ryan Murphy, der Stellvertretende Musikdirektor des Tabernakelchors, schreibt den Erfolg seiner musikalischen Laufbahn großenteils der Unterstützung durch gute Musiklehrer zu.

Er war noch keine fünf Jahre alt, als er von der Kirche heimkam, sich ans Klavier setzte und die Lieder nachklimperte, die er in der Sonntagsschule zu singen gelernt hatte. Dabei ging er nur nach dem Gehör. Ohne Musikunterricht und ohne Noten konnte er die schwungvollen Stücke spielen. Seine Mutter erkannte sein Talent und ließ ihn sofort bei einem anerkannten Klavierlehrer Unterricht nehmen.

Murphy wurde Pianist in seiner Sonntagsschule, noch ehe seine kleinen Hände groß genug waren, die Breite einer Oktave zu umspannen. Diese Aufgabe ist in der Regel Erwachsenen vorbehalten.

Zur gleichen Zeit schloss er sich einem Knabenchor in einer nahegelegenen episkopalischen Kirche an. Das Programm war strikt. Die Mitglieder des episkopalischen Knabenchors wurden nicht mit Samthandschuhen angefasst.

"An meinem ersten Tag im Chor sangen wir die Klagelieder Jeremias von Orlando di Lasso. Es ist ein ernsthaftes, sperriges Stück", erinnert sich Murphy. "Mit 11 Jahren sangen wir schon Händels Messias. Durch den Knabenchor lernte ich schon als Kind viele großartige Musikstücke kennen."

In diesem Chor lernte Murphy auch die erhabenste und beste Musik überhaupt kennen. Der episkopalische Knabenchor trug entscheidend dazu bei, dass Murphy den Weg eines ernsthaften Musikers einschlug.

Sein Musiklehrer an der Highschool forderte ihn und verschaffte ihm Gelegenheiten, Fortschritt zu machen. Einmal war der Dirigent an der Highschool nicht in der Lage, an einem Konzert teilzunehmen. Er übergab den Dirigentenstab Murphy, dem Schülersprecher des Chors, und übertrug ihm damit buchstäblich wie im übertragenen Sinne die Vollmacht und die damit verbundene Belastung.

"Es war keine große Aufführung, aber als er mir den Dirigentenstab überreichte und mich mit dem Dirigieren beauftragte, war das ein großer Vertrauensbeweis. Dieses Vertrauen war mir damals sehr wichtig", berichtet Murphy.

Bei Theateraufführungen an der Highschool spielte er im Orchester. Im letzten Jahr an der Highschool wollte er wissen, wie es ist, außerhalb des Orchestergrabens zu spielen, im Blickfeld der Öffentlichkeit und im Rampenlicht, und so bereitete er sich vor, für eine Rolle auf der Bühne vorzusprechen.

Musikalisch blieb er nach der Highschool weiterhin ein Chamäleon. Zusammen mit einer Gruppe von Gleichgesinnten, die wie er Musiker waren, gründete er die Rockgruppe „The Current“. Sie sangen Klassiker von Gruppen wie Led Zeppelin, REM und The Doors.

Das Selbstvertrauen, das seine Bühnenauftritte mit "The Current" ihm einbrachten, zahlte sich aus. Murphy war erst 19 Jahre alt, als er sein Elternhaus, seinen Teil der Welt und seinen Kulturkreis verließ und als Missionar der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage für zwei Jahre nach Paris ging. Er lernte Französisch und schloss die Franzosen ins Herz. Auch heute noch spricht er fließend Französisch.

Nach seiner Rückkehr aus Frankreich schrieb er sich an der Brigham Young University ein und belegte dort im Hauptfach Klavier und im Nebenfach Orgel. Außerdem sang er unter der Leitung von Mack Wilberg im Konzertchor mit. Wilberg war damals Professor für Chormusik und ist heute der Musikdirektor des Tabernakelchors. An der BYU lernte Murphy seine Frau Jennifer kennen.

"Mack Wilberg ist dafür verantwortlich, dass meine Frau und ich uns kennenlernten. Sie war in seinem Chor Sopran und ich Tenor. Wir haben unsere Beziehung ihm zu verdanken", erklärt Murphy schmunzelnd.

Er war gerade im Begriff, an der Universität Boston seine Doktorarbeit abzuschließen, als seine Frau ihn ermutigte, sich als Stellvertretender Musikdirektor des Tabernakelchors zu bewerben.

"Ich hätte mich fast nicht um die Stelle beworben. Ich dachte, ich sei zu jung und zu frisch aus der Schule, um dafür in Frage zu kommen. Aber meine Frau überzeugte mich, dass der Versuch ja nicht schaden könne. Also machte ich es", erzählt er. "Meine Frau hat immer Recht."

Um sein Können zu beweisen, bekam er mehrere Termine. Beim letzten ging es darum, eine Chorprobe zu dirigieren.

"Es war eines der furchterregendsten Erlebnisse meines ganzen Lebens", erinnert sich Murphy. "Immerhin war es der Tabernakelchor."

Er sprach ein einfaches Gebet: "Himmlischer Vater, wenn ich diesen Chor nicht dirigieren soll, ist es in Ordnung. Aber könntest du mir bitte helfen, dass ich mich nicht vor allen blamiere? Ich möchte einfach nur mein Bestes geben."

Er bekam die Stelle. Manchmal kann Murphy es immer noch nicht fassen. "Ab und zu frage ich mich immer noch, wie ich hierhergekommen bin."

Zu Murphys Hauptaufgaben gehört es, jeden Frühling den Temple Square Chorale zu dirigieren, ein Schulungsensemble für diejenigen, die dem Chor beitreten möchten. Der Höhepunkt dieser Schulung ist ein Konzert, bei dem in der Regel ein Meisterwerk (zum Beispiel Poulencs Gloria oder Faurés Requiem) und noch weitere, leichtere Stücke gesungen werden, je nachdem, wie viel Zeit übrigbleibt. Außerdem führt Murphy normalerweise im Herbst auch eine Schulung für die aktiven Sängerinnen und Sänger des Chors durch. Das übrige Jahr ist er mit seinen Aufgaben als Stellvertretender Musikdirektor beschäftigt. Er dirigiert bei Proben sowie bei Übertragungen der Sendung Music and the Spoken Word und bearbeitet viele Stücke für den Tabernakelchor und das Orchester am Tempelplatz.

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